Aufbruch

November 2017. Draußen ist es nasskalt und grau, drinnen sitze ich mit Stricksocken und Schal direkt an der Heizung, friere dennoch und kann mir kaum vorstellen, morgen im 25 Grad warmen Tel Aviv zu landen. Der Rucksack, zum letzten Geburtstag extra für diese Reise geschenkt bekommen, ist zum Platzen vollgestopft mit Klamotten, Technikkram und Sonnencreme.

Ich reise nach Tel Aviv, um mich auf eine Entdeckungsreise zu begeben. Ich will die „Weiße Stadt“ entdecken, die rund 4000 Häuser im Bauhausstil, die dort ab den frühen 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut wurden. Von jüdischen Architekten, die am Bauhaus in Dessau studiert hatten, nach Hitlers Machtergreifung jedoch fliehen mussten. Nach der Staatsgründung Israels im Jahre 1948 dienten die funktionellen Bauhaus-Gebäude Tausenden Einwanderern als Wohnstätte. Und heute? Was ist übrig geblieben von den einst weißen Häusern? Wer kümmert sich um ihren Erhalt? Stehen sie noch unter Denkmalschutz? Dies herauszufinden mache ich mich heute auf den Weg.

Ich werde einen Architekturprofessor treffen, Eren Neuman, der gerade eine Ausstellung über Arieh Sharon plant. Er ist einer der führenden Architekten der damaligen Zeit, studierte drei Jahre lang am Bauhaus, war maßgeblich an der Stadtplanung Tel Avivs beteiligt. Außerdem Dr. Micha Gross, Gründer der Bauhaus-Centers, der mir zunächst eine Führung zu den wichtigsten Bauhaus-Gebäuden geben wird, und sich dann meinen neugierigen Fragen stellt. Und ich werde Menschen besuchen, die heute noch in Bauhaus-Häusern leben: die Architektin Chen, Moran, deren Eltern ein Bauhaus gehört und die in Tel Aviv ein kleines Café betreiben, und Yael, deren Mann Stadtführer ist und der alles über Bauhäuser weiß. Ich freue mich sehr auf die Begegnungen und bin sehr gespannt, was mich erwartet.